Bernd Ochmann: "Trainer, wollen Sie das Ergebnis halten"

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Artikel aus den Ruhr Nachrichten Castrop-Rauxel vom 15. Juli 1993 in der Serie "Castrop-Rauxeler im Profifußball"

Welcher junge Fußballer träumt nicht von einer Karriere im bezahlten Fußball. Nur wenige Kicker schafften den Sprung ins Profi-Lager, darunter einige aus Castrop-Rauxel. Jene, die in der Europastadt ihr Fußball-Einmaleins erlernten und dann in Profiteams spielten, werden die RN in den nächsten Wochen in einer Serie vorstellen. Heute: Bernd ("Pius") Ochmann.
Von Mirko Kuhn

Nach Ansicht vieler Kenner der Fußball-Szene verbindet die Linksaußen und die Torhüter eine ganz besondere Eigenschaft. Das wurde 1983 wieder einmal offenkundig, als der damalige Nordrhein-Oberligist RW Oberhausen im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten Borussia Dortmund spielte: Beim Stand von 1:0 für den BVB nämlich schickte RWO-Trainer Theo Elting in der zweiten Halbzeit einen Abwehrspieler zum Aufwärmen. Der damals 31 Jahre alte Linksaußen Bernd Ochmann, mit so manchem Wasser gewaschen, saß auf der Reservebank und fragte seinen Coach provokant: „Trainer, wollen Sie das Ergebnis halten?" Das war zuviel, Oberhausen schloss Ochmann vom Spielbetrieb aus - die über regionale Karriere des aus der Jugend der DJK Victoria Habinghorst hervorgegangenen, beidbeinig schießenden Stürmers („Ich bin über 30 Jahre Mitglied und hänge noch immer am Verein") näherte sich dem Ende. Doch der Linksfuß würde alles noch einmal so machen: „Was ich hasse, ist Ungerechtigkeit." Der Leistungsfußball ist für den Verwaltungsbeamten im Strafvollzug allerdings „Schnee von gestern".
Nur in der BVB-Traditionsmannschaft
Ochmann spielte kurioserweise nie für Dortmund - wird er nach eigenen Angaben als „Double für Lothar Emmerich" an seine Profizeit erinnert. Nicht aus dem Kopf geht Ochmann jedoch auch Willi Lippens, eine Leitfigur bei seiner ersten Profistation bei RW Essen im Jahre 1973: „Das Schlitzohr war da der König und konnte auf dem Platz alles aus dem Stegreif machen." Über den Landesligisten VfB Habinghorst und den Regionalligisten Lüner SV kam Ochmann mit 24 Jahren zu RW Essen, wo ihm allerdings in nur einer Saison in der Bundesliga nicht der Durchbruch gelang: „Ich hatte zu wenig Geduld." Der Vater einer Tochter ließ sich zu Westfalia Herne in die Zweite Liga ausleihen, wechselte fünf Jahre später zum Zweitligisten Viktoria Köln, ehe er nach seinem Intermezzo in Oberhausen zu Arminia Ickern als Spielertrainer (für acht Jahre) sowie als Coach zur Spvg Schwerin (ein Jahr) und dem VfL Witten zurückkehrte. Mit dem Trainerjob hat Ochmann jedoch abgeschlossen: „Wenn ich das Provinz-Profitum schon in den Kreisligen sehe, kriege ich Schüttelfrost."

Aus einem Porträt-Artikel aus dem Jahr 2010

Von Jörg Laumann
Er war Fußball-Profi, wurde später Beamter und viele Jahre später erfolgreicher Tennisspieler: Bernd Ochmann. Fast wäre er mit den Herren 55 vom TuS Ickern in die Westfalenliga aufgestiegen. Ein Porträt.

Vom aktiven Fußballgeschehen hat sich Ochmann heute verabschiedet. Noch bis vor sieben Jahren lief er mit bekannten Kollegen wie Amand Theis oder Marcel Raducanu in der Traditionself von Borussia Dortmund auf. Ochmann hat jedoch nie im regulären Spielbetrieb die Stiefel für den BVB geschnürt.

Die Brücke zu den Schwarz-Gelben wurde über seine Zeit bei Viktoria Köln geschlagen, für die der Castrop-Rauxeler ab 1979 in der 2. Bundesliga auflief. "Mein Mitspieler Burkhard Segler war vom BVB nach Köln gekommen", berichtet Ochmann. "Er hat dann später den Kontakt hergestellt, als für die Traditionself jüngere Spieler gesucht wurden."

180 Zweitliga-Spiele, 60 Tore

Auch ohne den BVB kann Ochmann eine ansehnliche Bilanz mit über 180 Zweitliga-Spielen und 60 Toren für Viktoria Köln und Westfalia Herne aufweisen. In der 1. Bundesliga kam er ein einziges Mal für RW Essen zum Einsatz. "Ich habe viele Tore erzielt, manchmal aber auch aus drei Metern Entfernung nur die Würstchenbude weggeputzt", erinnert sich der Stürmer.

Einen guten Spruch hatte Ochmann auch zu Profifußballzeiten immer auf den Lippen - was an seiner letzten Station beim damaligen Oberligisten RW Oberhausen für den vorzeitigen Abschied sorgte. Nach einem Disput mit Trainer Theo Elting beim Pokalspiel gegen Dortmund flog der Castrop-Rauxeler aus dem Kader, was er in der Rückschau locker nimmt: "Das war der Startschuss zur Beamtenlaufbahn." Seine Verwaltungstätigkeit im Strafvollzug übt Ochmann bis heute aus.

Seit 2001 steht Tennis an erster Stelle

Mittlerweile ist das Thema Fußball für den 57-Jährigen, der als Trainer unter anderem Arminia Ickern und die Spvg Schwerin (damals Verbandsliga) betreute, abgehakt. Nur noch als Zuschauer sieht man ihn auf den Plätzen von Victoria Habinghorst und VfB Habinghorst, für den er einst als junger Spieler selbst in der Landesliga auflief.

Im Vordergrund steht seit 2001 jedoch der Tennissport, den Ochmann ähnlich ehrgeizig betreibt wie einst den Fußball. "Wenn wir auf den Platz gehen, wollen wir auch Erfolg haben", nennt er die Devise der aktuellen Ickerner Herren-55-Mannschaft. "Wir sind ein gutes Team, in dem nicht nur jeder für sich spielt", sagt Ochmann.

Spitzname "Pius" - weil er angeblich aussah wie der Papst

Diese Harmonie lässt sich auch an den Ergebnissen ablesen. Noch bei den Herren 50 stiegen die Ickerner vor drei Jahren aus der Kreisliga auf, eine Altersklasse höher schafften sie den Weg von der Bezirks- bis in die Verbandsliga. Eine Bilanz, die eigentlich keine Fragen offen lässt.

Höchstens die nach Ochmanns Spitznamen "Pius", dessen Entstehungsgeschichte der Sportler gewohnt launig nachzeichnet: Eine Nachbarin in Merklinde soll das Erscheinungsbild des jungen Bernd seinerzeit mit dem damaligen Papst Pius XII. verglichen haben. "Der hatte aber eine Glatze, eine Brille und sah auch nicht wirklich gut aus", sagt Ochmann. "Das konnte also gar nicht sein."

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