2003: Vor dem Umbau des Stadions an der Bahnhofstraße

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Nur Müll im Wall

Wer weiß das noch? Einst hatte das Stadion an der Bahnhofstraße einen Sprecherturm - und gespielt wurde auf Naturrasen

Die Ruhr Nachrichten Castrop-Rauxel berichteten am 28. Mai 2003
Tribünenreste brauchen nicht entsorgt werden / Licht von der Westhofenstraße

von Carsten Loos

Das Stadion an der Bahnhofstraße kann, sollten denn tatsächlich die Pläne für eine multifunktionale Sportanlage umgesetzt werden, an seinem alten Platz umgebaut werden.

Das hat unlängst ein Bodengutachten festgestellt. Danach könnte der Tribünen-Wall rund um den Rasenplatz und die Laufbahn abgetragen und als Untergrund einer neuen Sportfläche verwendet werden, sagte Winfried Hetzel vom Sportamt. Die Planer im Rathaus hegten zuvor Befürchtungen, der unter anderem aus Hausmüll aufgeschüttete Wall sei womöglich giftig und müsste komplett entsorgt werden.

Nun aber sieht Hetzel sogar eine kostengünstige Gelegenheit, das Material der Wälle weiterzuverwenden. „Das muss nur geschreddert werden“, erklärte der Mann vom Sportamt. Dann könnte es sogar leicht eingebaut werden, weil der Rasenplatz auf einem tieferen Niveau liege als die Umgebung. Bekanntlich hatten sich bereits vor zwei Jahren Politiker aller Parteien, die Stadtverwaltung, Vereinsvertreter und der Stadtsportverband (SSV) darauf festgelegt, das baufällige Stadion zu einer neuen Sportanlage umzubauen (die Ruhr Nachrichten berichteten). Multifunktional, also mit einem Rasenplatz und sämtlichen Anlagen für die Leichtathletik.

Das Projekt sollte nach den Plänen aus dem Verkauf des Nebenplatzes finanziert werden. Für den Umbau des Stadions sitzt die Stadt offenbar in den Startlöchern - nicht zuletzt im Hinblick auf die Fußball- Weltmeisterschaft 2006. Einen Architekt für die neue Sportanlage gebe es schon, sagte Hetzel. Mit dem neuen Areal hat sich Castrop-Rauxel beim Deutschen Fußball- Bund (DFB) als Unterkunftsort während der WM beworben. Und vorgebaut, falls es doch nichts aus dem neuen Rund am Stadtmittelpunkt wird: Als Ersatz-Standort für die WM-Kicker wurde die Kampfbahn Habichthorst in der Bewerbung nominiert.

Flutlichtmasten von der Schweriner Westhofenstraße

Unterdessen ist die CDU-Fraktion frohen Mutes, dass der Stadion-Nebenplatz künftig komplett beleuchtet werden kann. Dort könnten die Flutlichtmasten von der Westhofenstraße (und nicht aus der Erin-Kampfbahn, wie irrtümlich beantragt) aufgebaut werden, hat der CDU-Ratsherr Hilmar Claus in Gesprächen mit der Stadtverwaltung erfahren. Geprüft werde derzeit im Rathaus noch, so Claus, ob die Beleuchtung den Verkehr auf der B 235 störe.

Rückblick im Jahr 2018

In ihrer Serie "Yesterday" schrieben die Ruhr Nachrichten Castrop-Rauxel im November:

2003 gab es zwei gute Nachrichten für die Fußballer

Vor 15 Jahren beschloss die Politik in Castrop-Rauxel, gleich zwei Sportplätze auf einen Schlag mit modernem Kunstrasen auszustatten. Wir haben die Hintergründe aufgeschrieben.

von Jens Lukas

Im Jahr 2003 gab es gleich zwei gute Nachrichten für die Castrop-Rauxeler Fußballer-Zunft: Die Stadtverwaltung beschloss im damals für den Sport zuständige Betriebsausschuss 3, den Ascheplatz in der Erin-Kampfbahn sowie den Rasen im Stadion an der Bahnhofstraße zu renovieren und daraus moderne Kunstrasenplätze zu machen. Zuvor waren bereits in der Glückauf-Kampfbahn in Ickern (Spielort für den SC Arminia Ickern und SF Habinghorst) im Jahr 2000, am Fuchsweg beim SuS Merklinde 2001 sowie 2002 am Schweriner Grafweg die grünen Spielteppiche ausgelegt worden. In die modernisierte Erin-Kampfbahn zog der SV Wacker Obercastrop im Jahr 2005 ein. 2007 wurde das runderneuerte Stadion an der Bahnhofstraße wiedereröffnet.

Stadtgarten-Platz verkauft

„Neue Lust auf sattes Grün“ lautete die Überschrift über einem Artikel am 9. November 2003. Im Herbst vor 15 Jahren hatte der Betriebsausschuss auch für die Erin-Kampfbahn Grünes Licht gegeben. Nur: Die vorgegebenen Gesamtkosten von 1,278 Millionen Euro sollten nicht überschritten werden. Der damalige Sportamtsleiter Winfried Hetzel wurde mit den Worten zitiert: „Wir müssen dann woanders in der Erin-Kampfbahn sparen.“ Damals wurde der Sportplatz der Obercastroper für 2,5 Millionen Euro verkauft, um am Stadtgarten ein Altenheim zu errichten.

Wilfried Hetzel (r) im alten Stadion an der Bahnhofstraße. Foto Archiv

Baupläne in der Schublade

Die Baupläne für die Erin-Kampfbahn lagen griffbereit in den Schubladen des Sportamtes, wie Hetzel damals betonte: „Wir warten nur auf den Startschuss.“ Bis dahin trainierten noch die Junioren der SG Castrop sowie der C-Kreisligist Inter Castrop (mittlerweile aufgelöst) an der Karlstraße. Sie alle mussten vor dem Beginn der Bauarbeiten endgültig ins Stadion an der Bahnhofstraße umziehen, das noch nicht renoviert war.

Platz von vielen Mannschaften kaputt-trainiert

Am Donnerstag erinnerte sich der seit mittlerweile zehn Jahren pensionierte Wilfried Hetzel an die Zeit Anfang der 2000er-Jahre. Er sagte rückblickend: „Es war bitter nötig, die Asche- und Rasenplätze durch moderne Kunstrasenplätze zu ersetzen. Die alten Plätze waren vor allem wegen des schlechten Untergrundes und kaputter Drainagen in einem ganz schlechten Zustand. Sie sind quasi durch die vielen Mannschaften kaputt-trainiert worden.“ Da hätte sich keine Investition gelohnt.

Auf die Möglichkeit der Kunstrasenplätze waren Hetzel und Gisbert Babel vom Sportamt in Köln gekommen. Dort sind sie in jedem Jahr Besucher der Sportstättenmesse FSB (Freiräume, Sport- und Bewegungseinrichtungen) gewesen. Und kamen hier in Kontakt mit den Geschäftsführern der Firma Polytan (Bayern). Diese hatte rund um Köln bereits einige Anlagen modernisiert und konnten Hetzel und Babel mehrere Plätze präsentieren. Der einstige Sportamtsleiter sagt aus der Erinnerung: „Ich weiß noch, dass wir im Rheinland eine Begehung hatten und dort ohne Probleme gespielt werden konnte, während bei uns daheim tatsächlich alle Plätze gesperrt waren.“

Die Wäsche auf der Leine war im Sommer rot

Die Stadt Castrop-Rauxel musste damals handeln. Denn nicht nur der marode Zustand der Plätze war ein Problem. Hetzel berichtet rückblickend: „Es gab auch Klagen von Anwohnern. Wie etwa, dass durch den Aschestaub ihre Wäsche auf der Leine im Sommer rot sei.“ Zudem hatte die Verwaltung Sportentwicklungskonzept in Auftrag gegeben. Das Ergebnis: Die vorhandenen Anlagen rentierten sich nicht. Es wurde daher zur endgültigen Schließung einiger Plätze geraten.

Acht Kunstrasenplätze

Dazu kam es durch die Renovierung der meisten Sportanlagen letztlich aber nicht. Heute, im Jahr 2018, verfügen von 13 Sportplätzen insgesamt 8 über eine Spielfläche mit Kunstrasen. Drei Plätze haben Naturrasen. Lediglich die Anlagen in Pöppinghausen und Dingen sind noch Ascheplätze.

Wer weiß das noch: Einst hatte das Stadion an der Bahnhofstraße einen Sprecherturm. Und eben dieser – wie auch das Marathontor darunter – fielen dem Umbau zum Opfer. Winfried Hetzel erklärt in der Rückschau: „Die beiden Dinge hatten zwar Nostalgiewert. Allerdings mussten sie der neuen Planung weichen.“ Der Turm war sogar baufällig. Hetzel: „Ich bin da einmal raufgeklettert. Als ich oben war, bin ich beinahe mit den Füßen unten durchgebrochen.“

Ärger mit den hiesigen Maulwürfen

Für den Neubau des Platzes musste auch ein Trick angewendet werden: Der imposante Tribünen-Wall rund um den Rasenplatz und die Asche-Laufbahn mussten abgetragen werden und als Untergrund der neuen Sportfläche verwendet werden. Die Planer im Rathaus hatten zuvor Befürchtungen gehegt, der unter anderem aus Hausmüll aufgeschüttete Wall sei giftig und müsste komplett entsorgt werden. Hetzel setzte auf eine kostengünstige Gelegenheit, das Material der Wälle weiterzuverwenden. „Es musste nur geschreddert werden“, erklärte der Mann vom Sportamt. Der Boden konnte danach eingebaut werden, weil der Rasenplatz auf einem tieferen Niveau lag als die Umgebung. Damit war auch der Ärger mit den hiesigen Maulwürfen beendet. Hetzel: „Wir haben am Tag deren Löcher zugeworfen, die waren tags darauf alle wieder da.“

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