Von Weisweiler aufgespürt: der Castrop-Rauxeler Norbert Witczak

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Reportage in den Ruhr Nachrichten Castrop-Rauxel von Dezember 2013 / Jürgen Weiß

Fußball: Ex-Profi Norbert Witzak trainierte nach seiner Laufbahn den Nachwuchs

CASTROP-RAUXEL. Welcher Fußballprofi beschäftigt sich nach seiner aktiven Laufbahn viele Jahre im Juniorenbereich? Hier ist einer, der das getan hat: Norbert Witczak, mit Herzen immer noch bei „seiner“ SG Castrop, hat das nach eigener Aussage wohl als „einer der wenigen“ getan.

Sportmitarbeiter Hans-Jürgen Weiß hat den in Ickern lebenden einstigen Torjäger, der nach wie vor als Dauergast als Zuschauer auf den heimischen Sportplätzen ist, in seinem Heim besucht. Bei leckerem Kaffee, von Ehefrau „Gundi“ serviert, gab es bei einer netten Plauderstunde im adventlich geschmückten Haus in Ickern jede Menge zu erzählen. Geschichten und Anekdoten, die gut und gerne auch ein Buch füllen könnten.

Witczak hatte Vorvertrag beim 1. FC Köln in der Tasche

Eine Knieverletzung beendete die Profizeit bei Viktoria Köln in der damals 1. Liga West. Eine „Kurzschluss-Handlung“ im Krankenhaus (Witczak: „Ich fühlte mich im Stich gelassen“) sorgte für seine Rückkehr in die Heimatstadt, obwohl er für den größeren Kölner Bruder, dem 1. FC, schon einen Vorvertrag in der Tasche hatte. Fortan wirkte er als Spieler bei der SG Castrop (Witzczak: „Plötzlich hielt das Knie“), aber auch als Trainer und Förderer vieler junger Fußballspieler und als Platzwart in der Erin-Kampfbahn. Legendär war das alte hölzerne Vereinshaus mit dem Balkon. Irgendwie war der Holzvorbau damals so etwas wie ein Vorläufer der VIP-Logen. Denn der Hausherr, der von oben einen guten Überblick über alles besaß, witzelt noch heute: „Da durfte nicht jeder rauf.“

Norbert Witczak wurde im Juni 1942 im Castrop-Rauxeler Rochus-Hospital das Fußballtalent quasi in die Wiege gelegt. Der junge Rauxeler „Nobbi“ unternahm wie seine beiden Brüder von Kindesbeinen an bei der DJK Roland Bladenhorst die ersten Fußballschritte. Schnell war klar, dass das Tore schießen im Blut steckte. Er sollte ein Vollblutstürmer werden.

Mutter unterschrieb anstatt des Vaters

Bis zu seinem 16. Lebensjahr blieb er den Roländern treu, dann wechselte er in die A-Jugend des SV Castrop 02 (heute SG Castrop/Anm.d.Red.), ohne Einwilligung seines Vaters. So gab die fußballbegeisterte Mutter die Unterschrift für den Vereinswechsel. Die Castroper freuten sich. Witczak erzielte in 16 Spielen gleich 26 Tore. Treffer wurden sein Markenzeichen. Als er einmal mit Castrop gegen seine Brüder spielen musste, hatte er ihnen vorher drei Tore vorhergesagt. Es wurden sieben. Einer seiner Brüder (Witczak: „Das war ein eisenharter Verteidiger“) hätte hinterher ein halbes Jahr nicht mit ihm gesprochen, erinnert sich der heute 71-Jährige mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

Mittlerweile war Norbert Witczak, wie ein Großteil seiner Familie, im Rauxeler Chemiewerk tätig. Das sollte sich ändern. Seine Torgefährlichkeit in der Verbandsliga und in Auswahl-Mannschaften wurde über die Stadtgrenzen bekannt. Während Witczak nach der Lehre die Weiterbildung als Chemotechniker abbrach, unterschrieb er bei Eintracht Gelsenkirchen (2. Liga West) seinen ersten Profivertrag. Dort, wo er mit dem Habinghorster Franz Fliege 1962 in einem Team spielte, schoss er Tore am Fließband.

Ein Highlight: In einem Pokalspiel Weihnachten 1962 steuerte er einen Treffer zum 2:2 gegen Borussia Dortmund bei. Witczak: „Da habe ich dem Kwiatkowski schön einen reingelegt.“

Im Team mit Ribbeck

Bei Viktoria Köln spielte Witczak mit Leuten wie Erich Ribbeck (später Nationaltrainer) zusammen. Oder Gero Bisanz, der der erste Fußballtrainer der Damen-Nationalmannschaft wurde.

Alles das hatte Trainerlegende Hennes Weisweiler möglich gemacht. Der suchte für Köln einen Mittelstürmer, hatte Witczak in einer Ickerner Kneipe aufgespürt und gleich vor Ort verpflichtet. Witczak: „Ich sollte für meinen Vater Bier holen und war perplex, als plötzlich Weisweiler vor mir stand; meine Mutter hatte ihm gesagt, wo ich war.“

Witczaks Laufbahn begann beim Zweitligisten Gelsenkirchen

Mit 16 Jahren war Norbert Witczak von der DJK Roland Bladenhorst zum SV Castrop 02 gewechselt, ab 1960 in der ersten Mannschaft.

Der erste Profi-Vertrag folgte in der Saison 1962/63 beim damaligen Zweitligisten Eintracht Gelsenkirchen.

In der 1. Liga West spielte Witczak ab 1963 für sechs Jahre als Profi bei Viktoria Köln. Seine Trainer damals: Hennes Weisweiler, Udo Lattek und Eddy Frühwirth. Dieser hatte als Coach 1958 die letzte Deutsche Meisterschaft mit Schalke 04 gewonnen.

Trainer bei allen Teams der SG Castrop war Witczak von 1968 bis 1980 Trainer und Spieler der „Ersten“. Es folgten Trainerstationen bei Arminia Ickern (1981-84), BW Obercastrop (Aufstieg 1985) und der D-Jugend (wegen des Enkels) in Schwerin.

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